Das 3-jährige Training in Somatic Experiencing (SE)®
nach Dr. Peter A. Levine
Trauma ist im Nervensystem gebunden. Es ist somit eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Das Nervensystem hat dadurch seine volle Flexibilität verloren. Wir müssen ihm daher helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurückzufinden. Dr. Peter A. Levine
Die jeweiligen Veranstalter der SE-Trainings (Intro/Beginner/Intermediate/Advanced) entnehmen Sie bitte in den einzelnen Veranstaltungen im Trainingskalender!
Somatic Experiencing (SE)® nach Dr. Peter A. Levine ist ein Basiskonzept zu Verständnis, Prävention und Bewältigung von Trauma auf der Grundlage des autonomen Nervensystems. Im SE-Training lernen Sie, bestimmte menschliche Reaktionen als Folge ungelöster Traumata zu verstehen. Sie erlernen Interventionen und gewinnen Erfahrungen, wie Sie den unterbrochenen Traumaverarbeitungsprozess und damit die natürliche Selbstregulation wieder anregen. Diese Kompetenzen können Sie in Ihrem jeweiligen beruflichen Umfeld in Ihre Arbeit integrieren.
Das Training ermöglicht ein gemeinsames Lernen unterschiedlicher Berufsgruppen, die alle das Ziel haben, Menschen auf ihrem Weg aus dem Trauma zu begleiten. Unterschiedliche Vorerfahrungen und Perspektiven der Teilnehmer:innen bereichern den gemeinsamen Lernprozess.
Es erwarten Sie drei Jahre intensiver Erfahrungen auf dem Weg zu Ihrem Zertifikat als SE-Anwender:in.
Der Weg zum/zur SEP (Somatic Experiencing Practitioner)
Schritt 1: Einführungsveranstaltung (Intro)
Schritt 2: 3 jähriges SE Training
Schritt 3.: Zertifizierung
Zielgruppe
Das 3-jährige Training in Somatic Experiencing (SE)® richtet sich an unterschiedliche Berufsgruppen, die beruflich oder ehrenamtlich mit traumatisierten Menschen arbeiten.
- Interessent:innen aus Heil- und Sozialberufen, die mit akut und chronisch Traumatisierten arbeiten wie Psychotherapeut:innen, Ärzt*innen (auch Zahnärzt*innen), Heilpraktiker:innen, Sozial- und Heilpädagog:innen, Körpertherapeut:innen, Pädagog:innen, Erzieher:innen, Gesundheits- und Krankenpfleger:innen für Erwachsene und Kinder, Mitarbeiter:innen von Beratungsstellen und aus dem Rettungswesen mit mehrjähriger Berufserfahrung.
- Interessent:innen aus anderen Fachgebieten, die verkörpertes Erfahrungswissen über Traumabewältigung in ihre Tätigkeit integrieren wollen.
Das Intro – Voraussetzung für das Somatic Experiencing (SE)®-Training
Einführung in die Traumabewältigung
Das Intro bietet Gelegenheit, das Somatic Experiencing (SE)®-Modell kennen zu lernen und erste eigene Erfahrungen mit diesem körperorientierten Ansatz zur Traumabewältigung zu machen.
Inhalte:
- Hintergründe zu Trauma-Konzepten im Laufe der Geschichte
- Grundlegende Theorie zur Biologie des Traumas: Wie entstehen körperliche und psychische Symptome durch Trauma?
- Demonstration der Arbeitsweise in Somatic Experiencing (SE)® mit den wesentlichen Arbeitsprinzipien
- Erste Erfahrungen durch eigenes Üben unter Supervision
Die Teilnahme am Intro ist Voraussetzung für die Zulassung zum SE-Training.
HINWEIS! Bitte buchen Sie eine Intro-Veranstaltung beim Veranstalter. Beim Anklicken des Veranstalters erscheinen die Kontaktdaten. Bitte erfragen Sie dort freie Plätze und Preise.
Trainingskalender
Das SE-Training ist eine gelungene Mischung aus Theorievermittlung, praktischen Kleingruppenübungen, Video- und Bildmaterial und persönlicher Selbsterfahrung.
Es war eine Freude, das Gelernte sofort in meiner psychotherapeutischen Praxis einsetzen und auch für mich selbst nutzen zu können.Studentin
Aufbau des 3-jährigen SE-Trainings
1. Jahr – Beginner
Grundlegende Begriffe und Konzepte des SE
- Grundlegende Begriffe des SE
- Funktionen des Nervensystems
- Erkennen von Signalen und Zeichen in Körper und Nervensystem
- Vermittlung grundlegender SE-Techniken
- SE-Übungen für Erdung, Abgrenzung und Containment
- Orientierungs- und Verteidigungsreaktionen
- Arbeit mit SIBAM: Sensation (Empfindung), Impression (Sinnes-Eindrücke), Behavior (Verhalten), Affect (Affekte und Gefühle), Meaning (Bedeutung)
- Kopplungsdynamiken bei Traumata (Über- und Unterkopplung)
- Arbeit mit Fight, Flight und Freeze (Kampf, Flucht und Immobilität)
- Arbeit mit Ressourcen
- Arbeit mit Symptomen
- SE-Erste Hilfe und Verhinderung von Retraumatisierung
2. Jahr – Intermediate
Präsentation der verschiedenen Kategorien von Traumata
- Präsentation der verschiedenen Kategorien von Traumata und der spezifischen Intervention bei
- Globaler Hoher Aktivierung (frühe Traumata, Ertrinken …)
- Unvermeidbarer Angriff (generell, Vergewaltigung, Gewalt, Überfälle …)
- Körperliche Verletzungen (… Operationen, Anästhesie, Verbrennungen …)
- High Impact – starker Aufprall (Unfälle, Stürze, Kopfverletzungen …)
- Emotionales Trauma (generell, Verlust, Vernachlässigung, Verlassen werden …)
- Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmungen, Feuer, soz. Veränderungen …
- Horror (Folter, ritueller Missbrauch, Konzentrationslager…)
- Unterscheidung zwischen Schock-Trauma und Entwicklungs-Trauma
3. Jahr – Advanced
Vertiefung und Differenzierung der Neurophysiologie und deren Implikationen
für die therapeutische Arbeit
- Wiederholung des Stoffes der ersten beiden Jahre mit weiterer Integration des Gelernten
- Neurophysiologie
- Arbeit mit Syndromen (Chronical Fatique Syndrom (CFS), Fibromyalgie, Asthma, Migräne)
- aufbauend auf der horizontalen Arbeit, vertikale Techniken anwenden lernen
- SE-Körperarbeit: Theorie und Anwendung in der Praxis
- Arbeit mit Kohärenz
Das modular aufgebaute SE-Training setzt einen Einführungskurs, das Intro, voraus und dauert anschließend 3 Jahre mit insgesamt 36 Trainingstagen. Die Jahresabschnitte Beginner, Intermediate und Advanced umfassen jeweils 12 Tage. Hinzu kommen mindestens 20 SE-Einzelsitzungen als Selbsterfahrung und 20 Stunden SE-Supervision, möglichst gleichmäßig auf die gesamte Zeit verteilt.
Der Lernprozess wird unterstützt durch zu bildende Peergruppen, um die Inhalte des SE-Trainings regelmäßig miteinander zu üben und zu vertiefen.
Im Einzelfall kann es erforderlich sein, über die genannten Minimalanforderungen hinaus zusätzliche Einzelsitzungen und Supervisionen zu nehmen, um das Abschlusszertifikat zu erhalten. Dies ist dann der Fall, wenn sich während des Trainings zeigt, dass der Standard in den Übungen noch nicht erreicht wurde und/oder Teilnehmer:innen bestimmte Lehrinhalte nicht sicher genug handhaben können. Dieser Fall kann auch eintreten, wenn im Hinblick auf die Arbeit mit traumatisierten Menschen noch persönlicher Stabilisierungsbedarf besteht. Unter Umständen kann es notwendig werden, das SE-Training zu unterbrechen und zunächst therapeutische Unterstützung zu den eigenen Themen zu suchen.
Nach Abschluss des SE-Trainings und nach Vorlage der erforderlichen Selbsterfahrungs- und Supervisionsstunden erfolgt die Zertifizierung zum SE-Practitioner durch die European Association for Somatic Experiencing (EASE). Mit diesem Zertifikat darf SE im jeweiligen beruflichen Rahmen und innerhalb der für die jeweilige Berufsgruppe gültigen staatlichen Vorschriften ausgeübt werden.